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BOOMTOWN HÖRNUM

BUSSTATION H…RNUM-STEINTAL

Freitag, 23. Juli 2010, ab 21.00 Uhr an der Bushaltestelle Hörnum-Steintal (nahe der Kunsthalle, Berliner Ring 9, 25997 Hörnum/Sylt)
Die Reihe „Boomtown Hoernum“ beginnt an bedeutender Stelle, an einer der zentralen Kleinarchitekturen des Insellebens: An der jüngst grunderneuerten Bushaltestelle Hörnum-Steintal regt Elke Krasny (Wien) zu einem Gespräch über Phänomene der „Syltisierung“ an, und Christoph Rauch (Hamburg) installiert zum Sonnenuntergang seine Arbeit „oder hier“. Ebenso werden weitere Aktionen bekannt gegeben, die über das gesamte Wochenende stattfinden werden.
„Boomtown Hoernum“ ist eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit Josef Sünder.
Foto: Alexander Ach Schuh

Freitag, 23. Juli 2010, 15.00 bis 18.00 Uhr
in der Kunsthalle Hörnum, Berliner Ring 9, 25997 Hörnum/Sylt:

Last Name
Eine Arbeit von Plan b
Elke Krasny & Cynthia Schwertsik
Fotografien und Texte

Frauen im öffentlichen Raum / Frauen ohne Raum im öffentlichen Raum / Öffentlicher Raum ohne Frauen / Frauen in der kollektiven Erinnerung / Kollektive Erinnerung und weibliche Geschichten

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Bewegt man sich lesend und schauend durch die Stadt, so sind es die Namen von Männern die Straßen und Plätzen ihren Namen geben, nach wie vor – im großen und ganzen – die Zeichen, Denkmäler und Spuren einer männlich hegemonialen Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur, die den offiziellen öffentlichen Raum prägen. Auf den zweiten Blick jedoch, wenn man die Augen dafür schärft und gezielt sein Augenmerk darauf richtet, dann sind sie schon präsent im öffentlichen Raum, die weiblichen Namen. Als Vornamen sind sie als Geschäftsschilder, als Namen von Geschäften über den ganzen Raum der Stadt verteilt, ob Doris Moden oder Erikas Fußpflege, ob Viktorias Café oder Hermis Weinstube … Frauennamen, Frauenvornamen tauchen auf, durchziehen die Straßen, nehmen sich ihren Platz in der Öffentlichkeit und erzählen eine andere Geschichte des öffentlichen Raums. Hier setzt das Projekt “Last Name” an. Nicht mit einem Nachnamen (dem Namen des Vaters oder dem Namen eines Ehemanns) setzen Frauen auf ökonomische Präsenz im öffentlichen Raum, sondern mit ihrem Vornamen. Um im Namen dieser Namen Geschichten und Anekdoten zu erzählen, um eine (fingierte) weibliche Erinnerungstradition in Gang zu setzen, ins Zentrum zu rücken, darum geht es im Projekt “Last Name”. Hier werden Erinnerungen geschaffen, Spuren aufgezeichnet und festgehalten, Erinnerungsspuren gelegt, ehe es zu spät ist. Ehe diese oft kleinen und höchst unterschiedlichen Geschäftslokale und Einrichtungen größeren Zusammenhängen weichen müssen, unter dem Druck der Marken, Serien und Labels anderen Einkaufs- und Konsumgewohnheiten weichen.

„Last Name“ ist eine namentliche Assoziationskette, die Frauenvornamen setzen Geschichte(n) in Gang: wie könnte das Leben von Doris oder Erika, Viktoria oder Hermi verlaufen sein, für welche wilden, abenteuerlichen, skurrilen, von der Norm abweichenden oder “ganz gewöhnlichen” Frauenbiografien stehen diese Vornamen ein, was für ein Leben verbirgt sich hinter diesen lapidaren Kürzeln ohne Nachnamen? Diese Frauenvornamen werden zum Sprechen gebracht, zu Leben erweckt und in einem anderen Kontext veröffentlicht. Fotografen und Texte fangen die Namen ein, in den Aufnahmen taucht der öffentliche Raum der Stadt auf, in den Texten die mögliche gelebte weibliche Geschichte als Geschichte des privaten Raums, die den öffentlichen streift, berührt, mitbestimmt und mitgestaltet.